Die Stadt Enger

Der Name des Ortes Enger wird urkundlich erstmals im Jahre 947 in einer Stiftungsurkunde Ottos
des Großen in der Schreibweise "Angeri" erwähnt. Hierunter ist ein Ort am Anger,
ein Ort an Wiesen und sumpfigem Bruch zu verstehen. Tatsächlich finden wir heute noch
ausgedehnte Wiesenflächen längs des durch die Stadt fließenden Bolldammbaches,
die die Richtigkeit dieser Überlieferung bezeugen.

Die frühmittelalterliche Geschichte Engers ist besonders mit dem Namen „Widukind" verbunden,
dem sächsischen Adeligen, der Karl dem Großen in den Jahren zwischen 777 und 785 erbitterten
Widerstand geleistet hatte im Kampf gegen die Eingliederung in das fränkische Reich und die
damit verbundene Christianisierung. Zahlreiche Sagen erzählen davon, dass Widukind nach
seiner Taufe (785) in Enger eine Kirche gegründet hat und in der Stiftskirche begraben liegen soll.
Ältestes Zeugnis dieser Annahme in Enger ist die Garbplatte hinter dem Altar aus der Zeit um 1100,
die eine der ältesten frühmittelalterlichen Grabplastiken in Deutschland darstellt.

Die wenigen Sätze der frühmittelalterlichen Überlieferung und vermutlich mündliche Berichte
bildeten den Ausgangspunkt für eine vielfältige Legendbildung in den nachfolgenden Jahrhunderten
um den Sachsen Widukind. Der Ort Enger hatte dabei immer eine besondere Stellung, weshalb
sie sich auch heute noch "Die Widukindstadt" nennt.

Vor 947 gründete Königin Mathilde, zweite Gemahlin Heinrichs I. und Nachfahrin
des Sachsenherzogs Widukind, in Enger das Dionysiusstift für weltliche Kanoniker,
das mit erheblichem Besitz ausgestattet war. Von den Gebäuden, die einst zum Stift gehörten,
ist heute nichts mehr vorhanden. Jedoch bestimmte die Lage der Häuser um die Kirche
(der sog. Kirchenrundling) auch die Bebauung in späterer Zeit und somit die Topographie
des heutigen Ortskerns. Nach dem Tod von Mathilde im Jahre 968 übertrug Otto I. das Stift
dem Erzbistum Magdeburg und nahm ihm so die Selbständigkeit. Im Jahre 1414 zwangen
Kriege das Stift zu einer Verlegung vom unbefestigten Enger in das befestigte benachbarte Herford.
Dieses wirkte sich auf die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes Enger sehr nachteilig aus.
Erst nach und nach wuchs die Bevölkerung in einem Maße, dass die preußische Verwaltung im
Jahre 1719 Enger die Stadtrechte zuerkannte und 1734 die Berechtigung zur Erhebung
einer Steuer, der Akzise. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts zählte Enger etwa 650, 1818 etwa 1229 Einwohner.

Heute leben in Enger rund 21.000 Einwohner