Die Sachsen
Im Jahre 804 waren die Sachsen
(Sachsen = vermutlich Kurzform von ahd sahsnotas d. h. Schwertgenosse)
nach über zwei Jahrzehnten blutigen Kriegs durch Karl den Großen
endgültig besiegt. Nachdem der Sachsenherzog Widukind sich 785 taufen
ließ, war das Signal für eine landesweite Christianisierung
gegeben. Schon ein Jahrhundert nach dieser demütigen Niederlage ist
ein Sachse, Heinrich I. (919-936) deutscher König geworden, eroberte
Lothringen und besiegte die furchtbaren Ungarn. Seine schöne Frau
Mathilde war eine Urururenkelin des Widukind und wurde dort geboren, wo
Widukind begraben liegt, in Enger. Sein Sohn und Nachfolger Otto I. wurde
962 zum ersten deutschen Kaiser gekrönt. Die Sachsen waren wieder
wer!
Wer aber waren die Sachsen und
woher kamen sie?
Erwähnt wurden sie das erste
Mal im Jahre 150 von Ptolemäus von Alexandria, als ihre Heimat wurde
das westliche Holstein angegeben, wenn man "auf dem Rücken der kimbrischen
Halbinsel" so interpretieren darf. Ihre Herkunft ist im Prinzip unklar,
wir können allerdings davon ausgehen, daß es sich bei den Sachsen
um einen germanischen Stamm gehandelt hat, die Verwandschaft mit den nordgermanischen
Angeln ist bewiesen. Im Jahr 286 traten die Sachsen unrühmlich beim
Plündern der nordgallischen Küste in Erscheinung, setzten sich
in der Folgezeit in den niederländischen Landschaften Drente und Twente
fest und wagten schließlich 449 den Sprung über den Kanal. Aber
die Sachsen breiteten sich nicht nur zusammen mit ihren kimbrischen Verwandten,
den Jüten und Angeln, in England aus, sondern auch auf dem Kontinent,
sie zogen weiter südwärts und zerstörten 531 zusammen mit
den Franken (Merowingern) das sagenumwobene Thüringerreich (interessant
dazu: Andert, R: Der Thüringer Königshort, Querfurt, 1995). Als
Lohn für das Waffenbündnis erhielten sie von den Merowingern
das Recht, sich in Nordthüringen niederzulassen. In ihrer größten
Ausdehnung siedelten sie nun in einem Gebiet, das sich von der Eider und
der Nordsee bis zur Unstrut, Werra, Diemel und dem Rothaargebirge erstreckte,
vom Niederrhein und der Zuidersee bis zur Elbe und Saale. Inzwischen hatte
sich der Stamm in Westfalen, Ostfalen, Engern und Nordalbinger aufgegliedert.
Sprachliche Veränderungen, die sich bei ihren Nachbarn vollzogen,
hatten die Sachsen nicht mitgemacht. Die sogenannte Benrather Sprachgrenze
(Zweite Lautverschiebung) war zugleich die Grenze zwischen Sachsen und
Franken. Und noch etwas unterschied beide germanischen Stämme: Das
Christentum. Auch eine neue Welle von Missionaren (iro-keltische Mission)
fand in Sachsen keinen fruchtbaren Boden. Die Sachsen blieben Heiden, und
der Missionar konnte froh sein, wenn er nicht als Sklave verkauft wurde.
Da auch die Sachsen zudem umtriebig blieben, war es eine Frage der Zeit,
bis Franken und Sachsen aufeinanderstoßen würden.